Ausstellung Sinnliche Ungewissheit - eine private Sammlung

Ausstellung "Sinnliche Ungewissheit", 2015, Plakat

Kaum zuvor haben die Menschen so intensiv über ihr Verhältnis zur Umwelt nachgedacht wie im 20. Jahrhundert. Heute versucht man zudem, den eigenen Leib vollends zu beherrschen: für die ewige Jugend, die ewige Leistungsfähigkeit, die ewige Potenz. Ausschlaggebend für dieses Diktat des immer perfekter werdenden Körpers sind paradoxerweise positive Errungenschaften wie bessere hygienische Verhältnisse, neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Physis und Psyche, Fortschritte in der Pharmaforschung und Medizin, und nicht zuletzt bessere Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig ist die Welt immer komplexer geworden - gesellschaftlich, politisch, technologisch. Es dringen so viele äussere Einflüsse auf uns ein, dass der eigene Körper - ob nackt oder verhüllt - dem Menschen zum nächstliegenden Filter zur Umwelt wird.

Die Ausstellung SINNLICHE UNGEWISSHEIT konfrontiert die Besucherinnen und Besucher mit Fragen um Intimität, Selbstdarstellung und Verletzlichkeit des eigenen und des Körpers der Anderen. Wo spüre ich zarte Zuneigung zu meinen Mitmenschen oder einem Gegenstand? Und warum sind Augenblicke der Selbstentfremdung notwendig, um sich selbst zu erkennen? Erliege ich der Macht der Bilder? Über 150 Werkgruppen von rund 60 Künstlerinnen und Künstler machen dieses Wechselverhältnis deutlich. Sie stammen aus der Sammlung des Filmregisseurs Thomas Koerfer, die der Öffentlichkeit erstmals so umfassend vorgestellt wird.

Die Eröffnung findet am 18. Juni um 19 Uhr im Kunsthaus Zürich statt.

Katalog

Der Katalog zur Ausstellung im Kunsthaus Zürich präsentiert eine mit außergewöhnlichem Blick zusammengetragene Sammlung, die eines der ältesten Motive der bildenden Kunst thematisiert: den menschlichen Körper und damit seinen Eros und Sex, sein Begehren und Begehrtsein, seine Verletzlichkeit. Heute leben wir in einer Epoche des ausgereizten Körpers. In ungefilterter Nahsicht verleihen die moderne und die zeitgenössische Kunst seiner Leiblichkeit eine neue Passform und eine neue Metaphorik, so wie es die Kunst kulturell kodiert zu allen Zeiten getan hat. Die Inszenierung des Körpers hat die moralischen Grenzen überschritten und ist damit zu radikalen Fragestellungen um das Geheimnis von Intimität, Selbstdarstellung und Verletzlichkeit des eigenen und des Körpers des Anderen gekommen.

Auf drastische Weise zeigen dies die rund 200 Fotografien, Skulpturen, Gemälde und Videoarbeiten von rund 60 Künstlern aus der Sammlung des Filmregisseurs Thomas Koerfer. Zahlreiche Essays begleiten das umfangreiche Bildmaterial und beleuchten das Beziehungsgeflecht aus Blicken, Sehnsüchten und Wissen mit durchaus subversivem Potenzial.

Herausgegeben von Kunsthaus Zürich
Texte von Christoph Becker, Clemens Berger,
Diedrich Diederichsen, Cathérine Hug,
Marianne Karabelnik, Fabienne Liptay, Mithu M. Sanyal
Gestaltet von Lena Huber
Klappenbroschur
ca. 22 x 27 cm
ca. 192 Seiten
ca. 174 Farbabb.
DEUTSCH
ISBN 978-3-86828-625-0
ca. Euro 49.90
Juni 2015

Ausstellung Stripped Bare. Der entblösste Körper in der zeitgenössischen Fotografie

Stripped Bare BrochüreC|O Berlin - The Cultural Forum for Photography, zeigt zum Art Forum Berlin vom 28. September bis 9. Dezember 2007 Einblicke in die Privatsammlung Thomas Koerfer.

Die Eröffnung findet am 27. September 2007 um 19 Uhr statt.

Für weitere Informationen klicken Sie bitte hier..

Oder sehen Sie den Berlinista Beitrag oder ein TV Berlin Video hier.

LIEBESTRAUM

Theater-Premiere am 16. Dezember 2006 im Schauspielhaus Zürich (Pfauen)

Uraufführungen und selten Gespieltes aus dem "Bleistiftgebiet" von Robert Walser
inszeniert von Thomas Koerfer

Schauspielhaus ZurichIm Dezember 2006 jährt sich der Todestag von Robert Walser zum 50. Mal und das "Bleistiftgebiet" ist immer noch ein Land, in dem es viel zu entdecken gibt. In einer extrem verkleinerten und verschliffenen deutschen Schrift, die Carl Seelig, der Freund und Nachlassverwalter Walsers, für eine unentzifferbare "Geheimschrift" hielt, hat sich nicht nur der berühmte Räuber-Roman erhalten, sondern auch 104 Prosastücke (meist Liebesgeschichten), 114 Gedichte und 19 dramatische Szenen. Sie stammen aus Walsers Berner Jahren, die zu der produktivsten Phase seines Lebens zählen.

Thomas Koerfer begibt sich mit dem Ensemble des Schauspielhauses im "Liebestraum" auf eine grosse Expedition. Der "verträumte" Robert Walser, der als Meister der Selbstverkleinerung Märchenstücke im Stil des lyrischen Dramas des Fin de Siècle schrieb, ist eingeweihten Lesern und Theaterbesuchern bereits bekannt. In der Szenenfolge "Liebestraum " gilt es jedoch, den mehr gnadenlosen als liebevollen Robert Walser zu entdecken. In vielen seiner aus dem "Bleistiftgebiet" stammenden Skizzen trieb ihn die Charakterzeichnung oft bis in die ungezügelte Groteske. In ihren Handlungen und in den Liebesbeziehungen erarbeiten sich die Figuren, je näher sie einander kommen wollen, eine paradoxe Distanz, die oft komisch, manchmal auch grausam ernüchternd wirkt, immer aber fantastisches Spiel-material bietet.

Das Programm des Abends umfasst unter anderem folgende Titel: Der Teich, Jungfrau / Befreier, Tallien / Bonaparte, Nonne / Casanova und Das Liebespaar.

Premiere 16. Dezember 2006
Ort Schauspielhaus Zürich (Pfauen)
Dauer ca. 1 Std. 50 Min.
Weitere Spieldaten 27. 12. 2006 / 5. 01. 2007 /
weitere Daten nächstens auf www.schauspielhaus.ch

Tickets 044 258 77 77

Regie Thomas Koerfer
Stückentwicklung Thomas Koerfer und Reinhard Palm
Bühne Martin Dolnik
Kostüme Beatrice von Bomhard
Licht Markus Keusch
Dramaturgie Andreas Erdmann

mit Jutta Lampe, Ludwig Boettger
und Niels Baumgartner, Lina Beckmann, Gottfried Breitfuss, Tomas Flachs Nóbrega, Claudio Gasparini, Nicola Gasparini, Christian Heller, Johannes Maximilian Klama, Nemorino König, Andreas Matti, Michèle Müller, Karin Pfammatter, Jörg Pohl, Michael Ransburg ,Nuria Rocio Sanchez, Fritz Schediwy, Siggi Schwientek, Alexander Seibt, Cathérine Seifert, Mirjam Zbinden

Ab Dezember 2006 ist die Robert Walser Verfilmung "Der Gehülfe" von Thomas Koerfer auf DVD im Handel erhältlich.

Stripped Bare — The Body Revealed in Contemporary Art

Buchprojekt, herausgegeben im Herbst 2004

Stripped Bare book coverSeit Beginn des 20. Jahrhunderts hat die Kunst dem Cliché des schönen Aktes entgegengearbeitet und den idealen Körper demontiert. Für die Kunst der Gegenwart stellt sich deshalb die Frage nach der Physis des Körpers und seiner Fixierung durch den ästhetischen Blick neu. Welcher Körper ist noch darstellungswürdig, welcher noch darstellbar? Welcher Körper zeigt die moderne Befindlichkeit an? Ist der entkleidete Körper noch der begehrte Körper? Und fällt die Körperdarstellung letztlich der Lebens- oder der Kunstpraxis zu?

Mit einer Fülle hochwertiger Beispiele von Werken bekannter zeitgenössischer Künstler sowie einiger ihrer Vorläufer sucht Stripped Bare nach einer Ikonographie dieses Körpers, der vermeintlich längst enthüllt und dennoch mit immer neuen Bedeutungen belegt wird. Aus den unterschiedlichsten Bildlösungen aber ergibt sich stets die Frage nach dem Blick, der Gefühle wie Lust, Begehren, Eros, Sexualität, Schmerz und Macht umsetzt und den Betrachter als Augenzeuge in dieses Spannungsfeld zwischen Künstler und Subjekt, zwischen Intimität und Öffentlichkeit einbindet.

Dieser Blickbeziehung zwischen Künstler, Betrachter und Objekt gehen aufschlussreiche Essays nach, die ihre Argumentation auf Werken gründen, die aus einer privaten Sammlung kommen und so dieser Phänomenologie des Blicks eine zusätzliche Dimension verleihen.

Die Autoren

Marianne Karabelnik arbeitet als freie Kunsthistorikerin, Kritikerin und Autorin auf dem Gebiet der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst.

Thomas Koerfer hat seine Ausbildung zum Soziologen und Ökonomen erfolgreich gegen seine Tätigkeit als Film- und Theaterregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent eingetauscht und das Zusammentragen seiner Kunstsammlung fast schon zu einem weiteren Berufsprofil gemacht.

Juri Steiner ist promovierter Kunsthistoriker, arbeitete als Kunstkritiker und freier Kurator für das Kunsthaus Zürich. Zur Zeit entwirft er das Konzept und die Struktur für ein «Dada-Haus» im ehemaligen Cabaret Voltaire in Zürich.

Victor Tupitsyn ist Kunstkritiker und Kulturphilosoph. Er ist Autor vieler Beiträge und Bücher zur Kunst des 20. Jahrhunderts. Er lebt und arbeitet in New York und Paris.

ca. 256 Seiten, ca. 250 farbige Abbildungen

Hatje Cantz Verlag
ISBN 3-7757-1499-5